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April 27, 2011 - Ostern in der Neuen Welt

An Ostern haben die Amerikaner nur am Karfreitag frei, der hier “Good Friday” heißt. Diesen Tag nutzte ich um mich in der Innenstadt etwas umzusehen. Nach dem Frühstück im Hotel war Sport angesagt, ich plante das örtliche Hallenbad, das “Aquatic Center” zu besuchen. Auf einem Zettel hatte ich mir notiert dass die Strasse “Maple” heißt. Unten im Auto musste ich feststellen dass es drei Straßen gibt die so heißen. East Maple, West Maple und Maple Drive. East und West Maple sind ziemlich nahe beieinander, also dorthin zuerst denn damit habe ich eine zweidrittel Wahrscheinlichkeit richtig zu liegen. Nochmal hochgehen und nachschauen ist ja für Waschlappen. Nachdem ich das Wohngebiet am Ziel zweimal umrundet hatte (einmal von Westen aus, einmal von Osten) dann doch zum Maple Drive, und siehe da, die Navi kennt jetzt sogar die Hausnummer.

Am anderen Ende der Stadt stand ich in der Umkleide schließlich etwas ratlos vor den Schließfächern. Die Offenen hatten kein Schloss, und die mit Schloss waren alle abgesperrt. Einer der Badegäste erklärte mir, man müsse selbst ein Vorhängeschloss mitbringen. Warum ich überhaupt meine Sachen einsperren wolle, fragte er mich, wenn ich doch sowieso nur ein paar Stunden hier sei. Also gut, im Schwimmbad der Ehrlichen meinen Autoschlüssel, die Kreditkarte, Geld, Ausweis, alles ins Nichtschließfach gestopft und mit einem etwas mulmigen Gefühl Schwimmen gegangen. Meine Sachen waren alle noch da als ich später wiederkam. Nach der Pflicht habe ich noch etwas im Whirlpool relaxed, dem “Hot Tub”. Von dort aus konnte man neben einer Tür ein Schild lesen auf dem etwas von “Spa” und “100 Degrees” stand. “Hundert Grad?” dachte ich mir, “Das muss wohl eine Art Sauna sein.” Ist zwar ein bisschen heiß für Sauna, aber vielleicht sind die Amis ja härter drauf als die Finnen. Auf der anderen Seite der Tür war aber nur ein kleines Schwimmbecken mit Schulkindern darin. Nachdem ich mich etwas umgesehen hatte kam eine der Bademeisterinnen und meinte dieser Raum sei heute für die Schulklasse reserviert, sorry Sir. Auf meine Frage nach dem Schild zeigte sie auf den Whirlpool. Stimmt, die messen Temperaturen ja hier in Grad Fahrenheit. Mystery Solved. Trotzdem werde ich von nun an damit angeben in einhundert Grad heißem Wasser gebadet zu haben. (100°F sind etwa 37°C)

Nach dem Besuch im Schwimmbad machte ich mich auf die Suche nach etwas Essbarem. Beim Schlendern durch die Innenstadt, die übrigens im Gegensatz zum umliegenden Industrie/Landwirtschaftsgebiet sehr schön ist, bemerkte ich einen bekannten Wohlgeruch. Meiner Hobbybräu-geübten Nase folgend fand ich zwei Ecken weiter auch dessen Quelle. Hinter einem Gebäude aus roten Ziegeln standen vier Fässer mit frischem Treber, so nennt man das, was beim Bierbrauen vom Getreide übrig bleibt. Auf der Vorderseite hat die Brauerei eine Kneipe und einen Laden. Von der Kneipe aus kann man den Braukessel sehen. Damit hatte ich den Ort für das Mittagessen gefunden. Nach dem Essen deckte ich mich im Laden erstmal mit diversen Bierreseven ein, die ich, wie hierzulande üblich, in einer braunen Papiertüte überreicht bekam. Die “New Holland Brewing Co” braut ca 6 verschiedene Biere, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann alles obergäriges Ale. Eines davon aus Haferflocken. Trotzdem, deren Bier ist nicht mal schlecht! Das kam unerwartet, nach meiner bisherigen Erfahrung mit Budweiser. Jeden Samstag gibt es Brauereiführungen und man bekommt ein Bierglas. So steht das Programm für nächsten Samstag fest: mit dem Taxi in die Stadt! Weiß jemand auswendig ob ich ein Glas mit ins Flugzeug nehmen darf?

Der als nächstes geplante Spaziergang am See fiel wetterbedingt leider aus, dafür entdeckte ich ein Studentencafe in dem richtiger Kaffee seviert wird. Man sucht sich die Sorte aus dem Regal aus und bekommt frisch gemahlenen Kaffee. In einer richtigen Tasse, nicht aus einem Styroporbecher! (Memo an Markus: zwei große Tassen Kaffee sind zu viel.)

Samstag und Sonntag habe ich dann sehr ruhig angehen lassen, die wenige Sonne ausgenutzt um etwas spazieren zu gehen. Dabei bin ich von Autofahrern ziemlich komisch angeschaut worden. Fußgänger sind hier eine echte Seltenheit. Habe viel gelesen, eine Süßkartoffel in der Mikrowelle zubereitet. Sonntag Abend war ich im Kino.

Die Verkehrsregeln hier besagen übrigens, dass man auch bei Rot rechts abbiegen darf. Das musste ich auf die harte Tour lernen als mich jemand an der roten Ampel anhupte. Ich habe das schon vermutet weil ich andere dabei beobachtet hatte, es ist trotzdem ein komisches Gefühl wenn man eigentlich nicht sicher ist, aber einfach mal über rot fährt weil der Autofahrer hinter einem Stress macht.

Am Samstag entlarvte mich eine Dame beim Anstehen an der Kasse als Europäer. Meine Einkäufe hätten mich verraten. Der Ami an sich isst keine Butter, nur Margerine, und gekocht wird mit Cooking Oil. Sie hat mir dafür bereitwillig erklärt wie das mit dem Rechtsabbiegen an roten Ampeln funktioniert.

Soviel von hier erstmal, ist eigentlich gar nicht so anders, nur alles etwas größer.

Viele Grüße und bis bald

p.s. ich will bitte keine Bilder mehr mit Sonnenschein und blühenden Bäumen haben. Mir gefällt das Wetter hier SEHR GUT, danke.